Alles Riesen Spielzeugautos
Zum Beispiel: ein Cadillac, gechoppt, verfeinert, aufs Edelste lackiert und natürlich auch verlängert, sonst wären sich die sechs Meter nicht ausgegangen. Nur mit Restaurierungen alleine wäre Mattz Garage ein wenig unausgelastet.
Man muss sich gar nicht umständlich zurechtrücken, das macht dieser Cadillac mit seinen Passagieren
gerne selbst: Kopf nach unten, der restliche Körper schiebt sich dann ganz automatisch tiefer in den Sitz, man darf sich das als Liegestuhl-Position ohne Liegestuhl vorstellen. Derlei ist zum Beifahren durchaus angenehm, beim Fahren aber wollen die Bewegungsabläufe neu zusammengeschüttelt sein, man übt das gerne im Verborgenen, also auf einem Salzsee oder auf privaten Latifundien, bevor man souverän vor dem Eissalon vorfahren kann. Ein Güterweg im Marchfeld geht aber auch, und der Cadillac unterstützt einen
ohnedies mit allem Überschwang der Heckflossen-Ära, in der die Autos auf der Grundfläche von Einfamilienhäusern errichtet wurden – mit Flossen hinten dran, die von Praxisnutzen befreit wachsen durften zu Monumenten erdgebundener Raumfahrt, praktisch das Design-Äquivalent zum V8, der auf technische Raffinessen pfeift, auf 6,4 Liter Hubraum setzt und das Schmalz aus dem Keller holt. Dass ein Teil davon im Wandler der Viergang-Automatik versickert, nimmt man milde zur Kenntnis: Auch so bleibt ein beruhigender Teil der 325 bhp übrig, die für Europa in rund 260 DIN-PS gewechselt werden, der Benzinverbrauch wird in Tankfüllungen pro Jahr gemessen, aber meistens lässt man auch das bleiben. Es fragt ja auch niemand nach den Heizkosten von Schloss Schönbrunn.
Beim Fahren taucht man also tief in den American Way of Drive, der nicht an Speed hängt, sondern an der Intensität gelassenen Dahinblubberns, und wenn MattzGarage ein Auto customized, dann kommt noch das hinzu, was Matt Davidson, Enddreißiger mit viel Schwung und Begeisterung, mit Hang zu historischen Autos und modernen Präsentations- Tools, als True Passion bezeichnet und mit seinem Team lebt. Oft auch über Dienstschluss hinaus, wenn Beruf und Hobby glaubwürdig ineinander verschmelzen. Wer in
diesem 1960er Cadillac de Ville Coupé sitzt, das eigentlich gar nicht mehr Cadillac heißt, sondern The Mirage, fühlt als praktizierender Autoversteher sofort, was mit all dem gemeint ist. „Wir bauen Riesen-Spielzeugautos!“, sagt Matt, und was vor 20 Jahren als Hobby begonnen hat, ist längst zum Beruf gereift, internationales Aufsehen inklusive. Natürlich ist unter den bisherigen Werken das eigene Hochzeitsauto,
ein Hot Rod mit der Front eines 33er-Ford, der Karosserie eines 33er-Willys und der Technik eines 75er-
Buick-Riviera. Mustangs kamen schon mehrere zur Restaurierung, und freilich hat ein Kunde einen K.I.T.T. in Auftrag gegeben, der bald fertig sein wird, Starten per Handy-App inklusive. David Hasselhoffs Widmung steht schon drauf: „This car is HOFFTASTIC!“